Zeugnis von François:

Meiner Meinung nach liegt die größte Schwierigkeit darin, genauso beurteilt zu werden wie alle anderen, da wir uns – abgesehen von den eigentlichen Anfällen – in nichts von unseren Kolleg:innen unterscheiden. Aber unsere Medikamente beeinträchtigen uns (Konzentration, Gedächtnis, Wachsamkeit, Charakter usw.), und unsere Anfälle sind ermüdend und kräftezehrend. In meinem Fall kann man die Anfälle nicht ‘sehen’ (sie sind nur auf dem Elektroenzephalogramm sichtbar), so dass mir die Leute nicht wirklich glauben, wenn ich sage: ‘Oh je, ich habe einen Anfall’. Als einige meiner Medikamente erhöht wurde, hatte ich schon am Morgen alle Symptome eines Betrunkenen. Meine engsten Kolleg:innen verstanden das, aber die anderen nicht[1]

[1] Fürsorglichkeit. (s. d.-c). Epilepsie et monde du travail. Forum Epilepsie. https://www.carenity.com/forum/epilepsie/lepilepsie-au-quotidien/epilepsie-et-monde-du-travail-8695

Stigmatisierung und Vorurteile: Menschen mit Epilepsie werden häufig mit Vorurteilen und Stigmatisierung konfrontiert, weil nichts über ihre Krankheit gewusst wird. Diese Vorurteile können einen negativen Einfluss auf Einstellungsentscheidungen und berufliche Beziehungen haben. Arbeitgeber:innen fürchten sich möglicherweise vor dem Umgang mit epileptischen Anfällen am Arbeitsplatz und den damit verbundenen Verantwortlichkeiten und rechtlichen Konsequenzen.

Zugang zu allgemeiner und beruflicher Bildung: Menschen mit Epilepsie erhalten während ihrer Schulzeit unter Umständen nicht die notwendige Unterstützung, was ihre Chancen auf eine angemessene Ausbildung und qualifizierte Arbeitsplätze einschränkt. Auch der Zugang zu Weiterbildung und lebenslangem Lernen ist oft erschwert, was die Fähigkeit von Menschen mit Epilepsie einschränken kann, sich an Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen.

Fehlende staatliche Unterstützung und Anreize für Arbeitgeber: Oft fehlen spezifische Programme, wie spezialisierte Vermittlungsdienste oder Arbeitsberater:innen, die Menschen mit Behinderungen – darunter auch Menschen mit Epilepsie – dabei unterstützen, einen Arbeitsplatz zu finden und langfristig zu behalten. Finanzielle oder andere Anreize für Arbeitgeber:innen, Menschen mit Behinderungen einzustellen, sind manchmal unzureichend oder unbekannt.

Barrierefreiheit und angemessene Vorkehrungen: Viele Arbeitsplätze sind nicht an die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Epilepsie angepasst, wie z. B. das Fehlen von Ruhezonen oder die Notwendigkeit einer nicht fluoreszierenden Beleuchtung, um Anfälle zu vermeiden.

Arbeitgeber:innen zögern möglicherweise, Menschen mit Behinderungen einzustellen, weil sie der Meinung sind, dass die Kosten für die notwendigen Vorkehrungen zu hoch sind, obwohl es oft Zuschüsse und Hilfsmittel gibt.

Ungeeignete Technologien: Am Arbeitsplatz eingesetzte Hilfsmittel und Technologien sind für Menschen mit Epilepsie möglicherweise nicht zugänglich, z. B. Software mit Animationen oder blinkenden Lichtern, die Anfälle auslösen können. Außerdem kann es sein, dass Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen nicht ausreichend in der Nutzung von Hilfstechnologien geschult sind, die für Menschen mit Epilepsie notwendig sind.

Reflektierende Übungen :

  • Gibt es weitere Hindernisse, die Sie festgestellt haben?
  • Welche dieser Hindernisse haben Sie in Ihrer Organisation festgestellt? Was könnten Sie dagegen tun?

Unzureichende Rechtsvorschriften oder die Umsetzung von Richtlinien, die nicht zu den erwarteten Ergebnissen führt: Zwar gibt es auf europäischer und nationaler Ebene einen Rechtsrahmen, doch wird dieser von Land zu Land sehr unterschiedlich umgesetzt, was zu Benachteiligungen bei der Arbeitsuche führt.

In einigen Fällen decken die Gesetze nicht alle Aspekte ab, die für die vollständige Inklusion von Menschen mit Behinderungen erforderlich sind, insbesondere im Hinblick auf angemessene Vorkehrungen und den Schutz vor unmittelbarer Diskriminierung.

Um diese Hindernisse zu überwinden und die Chancengleichheit sowie die berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderungen, einschließlich Epilepsie, zu fördern, wurde eine Reihe von Leitfäden für die nationale Politik entwickelt.

Wir werden diese nun vorstellen und dabei den internationalen und europäischen Rechtsrahmen abdecken, gefolgt von Italien, Bulgarien, Irland, Deutschland und Frankreich.